04.03.22 Diskussionsforum
04.03.22 Diskussionsforum

04.03.22 Diskussionsforum

In ungewohnt sehr kleiner Runde startete die Pilotausgabe des VS-Zirkel Diskussionsforums. Von der überschaubaren Anzahl der Anmeldungen sind gerade einmal die Hälfte in Zürich Altstetten erschienen. Corona und weitere Zwischenfälle am Freitagabend liessen grüssen. Die mutigen Teilnehmer durften sich aber über einen überdimensionierten Apéro-Riche und eine interessante Debatte freuen. Doch erst einmal der Reihe nach:

Der Chef-Rhetoriker des VS-Vorstands Ramon Rey führte die Teilnehmer in die Kunst des Diskutierens und Debattierens ein. Kurz zusammengefasst ist folgender Dreiklang für eine gelungene Argumentation wichtig:

  • Das Argument: Aussage, Erkenntnis, Konsequenz
  • Die Emotion: Personifizieren, Emotionalisieren, Subjektivität
  • Die Klammer: Auf den ersten und letzten Satz achten

Nach dem Theorie-Input konnte das Diskussionsforum eröffnet werden. Dabei war das Ziel, sich über ein gemeinsam definiertes Verkehrs- oder Logistikthema argumentativ in einer Pro- und Contra-Gruppe herauszufordern. Um die Themenfindung zu vereinfachen, hat der Vorstand vorgängig zu sieben unterschiedlichen Themen einen wahren Medienbericht rausgesucht, und daraus eine reisserische Schlagzeile kreiert:

  1. Nachtzüge sind Nostalgie, aber weder wirtschaftlich noch nachhaltig.
  2. Der Ausbau der Autobahnen ist unnötig, teuer und antiquiert.
  3. Wenn Utopien aus dem Modelleisenbahnkeller umgesetzt werden – Der STEP 2035
  4. Parkplätze auf öffentlichem Grund – verschwendeter Platz oder Bestandteil der Mobilität?
  5. Tempo 30 gefährdet Menschenleben – Blaulichtorganisationen kommen zu spät!
  6. Wer heutzutage noch ein Auto kauft, ist entweder ignorant oder dumm.
  7. Nach AirBnB die Lieferdienste – wir werden dank unserem Konsum aus den Städten verdrängt.

Die demokratische Wahl ging zu Gunsten des Themas «Tempo 30». Nach der Lektüre eines beinahe schon populistischen NZZ-Artikels hatten beide Gruppen 30 Minuten Zeit, ihre Argumente samt Strategie und möglicher Szenarien vorzubereiten. Beim grossen Showdown startete das Contra-Team, in bester SRF-Arena Manier, direkt mit einer Attacke: Es gebe doch gar kein Problem, dass gelöst werden müsse. Das Pro-Team liess sich aber nicht aus der Ruhe bringen und über die Zeit entstand ein gesittetes und mitunter auch humorvolles Diskussionsformat. Statt nur sich selbst sprechen hören zu wollen, ging man auf die Argumente der Gegenseite ein, sodass ein intensiver Austausch entstand. Dazu sei gesagt, dass nicht alle in jener Gruppe zu finden waren, deren Standpunkte auch den persönlichen Überzeugungen entsprachen, was das Argumentieren besonders spannend und herausfordernd machte. Interessant war auch, aus welchen verschiedenen Blickwinkeln die «Tempo 30» Debatte geführt wurde.

Nach rund einer Stunde merkten alle: Rhetorik und Debattieren macht Spass, zerrt aber ganz schön an den Energiereserven. Damit sich die Zunge löst, wurde das eine oder andere Bier zwar schon während der Debatte gezischt. Aber es wurde höchste Zeit, den Abend beim gemütlichen Apéro-Riche ausklingen zu lassen.

Sich und seine Argumente pointiert verkaufen zu können, ist ein integrales Ziel der Rhetorik – egal ob im beruflichen oder privaten Umfeld. Um besser zu werden braucht es Mut und Lust auf Neues sowie Gelegenheiten zur Übung. Die geringe Teilnehmerzahl war schlussendlich auch eine gute Chance, seine Fähigkeiten vermehrt unter Beweis zu stellen.

Abschliessend waren sich alle einig: Das Format ist sehr wertvoll und macht Spass. Es soll daher fest im VS-Zirkel-Kalender etabliert werden. Die Themen für weitere Diskussionen werden uns garantiert nicht ausgehen!

Text: Ramon Rey & Martin Grolimund